Standpunkt 70 Punkt 1: Förderungen
Mehr Geld für Großgrundbesitzer, weniger für Job-Programme
Wer bei der Nationalratswahl am 15.10.2017 die Schwarzen/Türkisen oder die Blauen gewählt hat, hat richtig gewählt!
Er hat nämlich dann richtig gewählt, wenn er ein Großgrundbesitzer ist, oder wenn er Großbauer ist, oder wenn er ein besonderes Naheverhältnis zu Raiffeisen-dominierte Lebensmittelfirmen hat, oder wenn er sein Vermögen in Privatstiftungen vor der Steuer geschützt eingebunkert hat oder einfach ein wirklich Reicher ist - mit deutlich mehr als 1 Million Euro. Dann, ja dann hat er genau die Richtigen gewählt. Gratuliere!
Warum also, hat er richtig gewählt? Weil eben die direkten Förderungen für die Landwirtschaft um 700 Millionen Euro auf zwei Milliarden Euro gestiegen sind. Kein anderer Bereich bekommt auch nur annähernd so viel finanzielle Zuwendung vom Bund. Dabei kommen aber nur rund zwanzig Prozent aller Agrarsubventionen in Österreich den kleinen Bauern zugute. Der große Rest, rund achtzig Prozent, geht an Personen und Firmen, die das gar nicht notwendig haben: an Großbauern, an Raiffeisen-dominierte Lebensmittelfirmen, an Privatstiftungen und reiche Österreicher.
Die direkten Förderungen summieren sich 2016 auf 5,8 Milliarden Euro – die Landwirtschaft, und dabei überwiegend die großen Betriebe, kassieren davon 34 % (genau 1.966,3 Mio. Euro). Mit großem Abstand dahinter die Förderungen für den Arbeitsmarkt mit 18 % (1.019,7 Mio. €), Wissenschaft und Forschung mit 12 % (701,4 Mio. €), Umwelt mit 9 % (505,7 Mio. €) und Verkehr, Innovation und Technologie mit 5 % (295,7 Mio. €).
Blöd halt, dass es ein Wahlversprechen gibt, das da lautet: Wir müssen bei den Förderungen sparen; da war sogar die Rede von einem Volumen von 14 Milliarden Euro.
Also streicht Schwarz-Blau gleich mal die Förderung für 170.000 neue Arbeitsplätze.
Zum Vergleich: Die beiden Arbeitsmarktprogramme, Beschäftigungsbonus und die Aktion 20.000, die die schwarz-blaue Regierung jetzt gestrichen hat, kosten pro Jahr deutlich weniger als 700 Mio. Euro. Der Beschäftigungsbonus hätte zusätzliche Arbeitsplätze in Unternehmen gefördert: Wird eine Stelle mit einem beim AMS vorgemerkten Arbeitslosen oder jemandem, der in Österreich seine Ausbildung abgeschlossen hat, besetzt; hätte der Bund 50 Prozent der Lohnnebenkosten übernommen. Mit insgesamt zwei Milliarden Euro bis 2023 wären so 150.000 Jobs entstanden. SPÖ, ÖVP und FPÖ haben am 29. Juni 2017 die finanzielle Bedeckung dafür im Nationalrat beschlossen. Der durchschnittliche jährliche Aufwand liegt bei weniger als 500 Millionen Euro. Damit nimmt Schwarz-Blau 20.000 Langzeitarbeitslosen über 50 ihren Arbeitsplatz.
Am finanziellen Aufwand kann es auch hier nicht liegen, denn die Aktion 20.000 kostet netto gerademal 100 Euro pro Arbeitsplatz im Monat, also 1.200 Euro im Jahr. Schließlich fallen nicht nur die Kosten für die Notstandshilfe weg, es müssen auch keine Kurs- oder Betreuungskosten vom AMS bezahlt werden und zusätzlich nimmt die öffentliche Hand mehr Steuern und Sozialversicherungsabgaben ein.
Schwarz-Blau streicht also Job-Programme für 170.000 Menschen, die Förderungen für die Landwirtschaft werden aber nicht angerührt.
Die neue Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) hat sich schon festgelegt, dass es nie weniger Förderungen für die Landwirtschaft geben darf, egal was kommt.
Sollten aber jene Wählerin und jener Wähler nicht zu den 'Reichen und Schönen' gehören, stellt sich doch ernsthaft die Frage, ob er oder sie am 15. Oktober 2017 jetzt wirklich das Kreuzerl an der richtigen Stelle gemacht hat?
Irgendwie blöd für jene, die das allmählich erkennen und womöglich auch ihre persönliche Nachteile, die daraus folgern könnten, ausbaden müssen. Kreuzerl ausradieren wäre eine Lösung, nur die geht halt leider nicht!
Aber mindestens genauso blöd ist es, dass diejenigen, die ihr Kreuzerl nicht bei diesen Parteien gemacht haben, schlimmstenfalls genauso deppert aus der Wäsch‘ schauen.
Es wird an den p.t. Österreicherinnen und Österreichern liegen, bei den nächsten Wahlen auf Landes - und Bundesebene die richtigen Schlüsse aus dieser schwachen Performance des Raucher- und Schnellfahrerklubs in " konzentrierter" Weise zu ziehen.