Die aktuelle Plenarsitzung des Europäischen Parlaments hat von 20. bis 23. Jänner 2025 stattgefunden.
Die ÖGfE hat sich das Abstimmungsverhalten der österreichischen EU-Abgeordneten zu ausgewählten Punkten der Tagesordnung angesehen. Die namentlichen Abstimmungen behandelten die folgenden Themen
-
Belarus: Parlament verurteilt bevorstehende Scheinwahlen
-
Abgeordnete verurteilen Russlands Einsatz von Desinformation
-
Parlament unterstützt Venezuelas Opposition
-
Parlament verurteilt systematische Menschenrechtsverletzungen im Iran
-
Der Fall „Boualem Sansal" sowie weiterer inhaftierter AktivistInnen in Algerien
Abstimmungsverhalten der österreichischen EU-Abgeordneten ->
Belarus: Parlament verurteilt bevorstehende Scheinwahlen
Die Abgeordneten forderten die EU auf, die für den 26. Jänner 2025 geplanten Wahlen in Belarus als Scheinwahlen einzustufen und kategorisch abzulehnen. Darüber hinaus missbilligten sie die anhaltenden schweren Verletzungen der Menschenrechte und demokratischen Grundsätze in Belarus, die im Vorfeld der sogenannten Präsidentschaftswahlen am 26. Jänner weiter intensiviert wurden. Das Parlament forderte die EU und die internationale Gemeinschaft auf, die Legitimität von Aljaksandr Lukaschenka als Präsident nach den Wahlen weiterhin nicht anzuerkennen. Auch eine Ausweitung der EU-Sanktionen gegen belarussische Behörden sollte umgesetzt werden.
Abgeordnete verurteilen Russlands Einsatz von Desinformation
Das Parlament verurteilte die systematische Geschichtsfälschung durch das russische Regime zur Rechtfertigung seines Angriffskriegs gegen die Ukraine. Dabei wies es insbesondere Russlands historische Ansprüche gegenüber der Ukraine scharf zurück. In den Augen der Abgeordneten sollten Sanktionen gegen russische Medien, die Desinformation verbreiten, ausgeweitet werden. Das Parlament zeigte sich darüber hinaus zutiefst besorgt darüber, dass die Führung bestimmter Social-Media-Unternehmen angekündigt hat, die jeweiligen Regelungen zu Faktenprüfung und Moderation zu lockern. Die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten sollten als Reaktion auf diese Ankündigungen von Meta und bereits zuvor jene von X das Gesetz über digitale Dienste strikt durchzusetzen.
Parlament unterstützt Venezuelas Opposition
Das Regime von Nicolas Maduro sei illegitim und seine Präsidentschaft stelle einen rechtswidrigen Versuch dar, mit Gewalt an der Macht zu bleiben, so die Abgeordneten in einer Entschließung. Das Parlament, das Edmundo Gonzalez Urrutia als legitimen Gewinner der Präsidentschaftswahl in Venezuela anerkannt hat, ist der Meinung, dass das venezolanische Regime eine wichtige Gelegenheit verpasst habe, den Willen des Volkes zu respektieren und einen transparenten demokratischen Machtwechsel sicherzustellen. Vor diesem Hintergrund fordern die Abgeordneten, die verhängten Sanktionen zu verschärfen und auf Nicolás Maduro, senen engsten Kreis sowie dessen Familien auszuweiten.
Parlament verurteilt systematische Menschenrechtsverletzungen im Iran
Die Mehrheit der Abgeordneten brachte ihre entschiedene Ablehnung der Todesstrafe im Iran zum Ausdruck und forderte ein sofortiges Moratorium für ihre Anwendung und schließlich ihre Abschaffung. Dabei verurteilten die Abgeordneten insbesondere die Todesurteile gegen den Menschenrechtsaktivisten Pakhshan Azizi und den humanitären Helfer Wrisha Moradi und forderten ihre sofortige und bedingungslose Freilassung. Darüber hinaus sprachen sie sich gegen die hemmungslose Unterdrückung der Menschenrechte und die Verfolgung von Minderheiten durch das iranische Regime aus, forderten mehr finanzielle Unterstützung für die iranische Zivilgesellschaft und brachten ihre volle Solidarität mit der Bewegung „Frau, Leben, Freiheit“ zum Ausdruck.
Der Fall „Boualem Sansal“ sowie weiterer inhaftierter AktivistInnen in Algerien
Das Parlament sprach sich für die sofortige Freilassung von Boualem Sansal aus. Auch der Journalist Abdelwakil Blamm, der Schriftsteller Tadjadit Mohamed sowie alle anderen AktivistInnen, die wegen der Ausübung ihres Rechts auf Meinungsfreiheit in Algerien inhaftiert seien, müssten umgehend freigelassen werden. Darüber hinaus sollten alle repressiven Gesetze überprüft werden, die die Unabhängigkeit der Justiz einschränken, um die Pressefreiheit zu schützen. Eine Erneuerung der Partnerschaftsprioritäten EU-Algerien müssten auf den anhaltenden und erheblichen Fortschritten Algeriens bei der Achtung der Rechtsstaatlichkeit basieren.
Weitere Höhepunkte
Der polnische Miniterpräsident Donald Tusk skizzierte die Ziele der polnischen EU-Ratspräsidentschaft und betonte dabei insbesondere die Fokussierung auf Europas Sicherheit. Er hob hervor, dass Ausgaben von bis zu 5 % des BIP für Sicherheit und Verteidigung notwendig seien. Die polnische Ratspräsidentschaft strebe außerdem an, die Bedrohung durch illegale Migration zu minimieren. Ein weiterer Schwerpunkt Polens ist die Senkung der Energiepreise und die Verringerung der Energieabhängigkeit von Drittstaaten, insbesondere Russland.
Die Konferenz der Präsidenten des Europäischen Parlaments begrüßte den jüngsten Waffenstillstand in Gaza und die damit verbundenen Fortschritte bei der schrittweisen Freilassung von Geiseln. Diese Entwicklung sei ein wichtiger Schritt zur Linderung des immensen Leids, welches die Zivilbevölkerung auf beiden Seiten in den letzten Monaten erlitten habe.
Die nächste Plenarsitzung findet von 10. bis 13. Februar 2025 statt.
Mit freundlichen Grüßen
Paul Schmidt und das Team der ÖGfE