Mythen & Fakten zum Thema Asyl - zwei
Mythen und Fakten zum Thema Asyl - II | Sozialdemokratische Partei Österreichs
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1) Falsch ist: Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge erhalten vom Staat 2.850 Euro pro Monat.
Fakt ist: Mit dem Geld werden Unterkünfte geschaffen und FlüchtlingsbetreuerInnen nach Kollektivvertrag bezahlt. Minderjährige Flüchtlinge erhalten lediglich ein Taschengeld von 40 Euro pro Monat (!). Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind zumeist besonders traumatisiert. Diese Kinder und Jugendlichen mussten zusätzlich zur Trennung von ihrer Familie schreckliche Kriegsgräuel miterleben. Hier geht es um sozialpädagogische und psychologische Unterstützung sowie um eine Unterbringung in Wohngruppen, die einen besonders intensiven Betreuungsbedarf haben. Daher wurde der Tagsatz von 77 Euro auf 95 Euro erhöht, was noch immer um 45 Euro bis 55 Euro unter dem Tagsatz für österreichische alleinstehende minderjährige Jugendliche liegt.
2) Falsch ist: Flüchtlinge bekommen die gleichen Sozialleistungen.
Fakt ist: AsylwerberInnen erhalten lediglich die Grundversorgung. Im Gegensatz zu ÖsterreicherInnen haben AsylwerberInnen keinen Anspruch auf Kinderbetreuungsgeld, Wohnbeihilfe, Familienbeihilfe oder Mindestsicherung. Nur als anerkannte Flüchtlinge hätten sie dann einen diesbezüglichen Anspruch.
3) Falsch ist: In Österreich bekommen alle Asyl.
Fakt ist: Nur 39 Prozent der Asylanträge wurden 2014 positiv bewertet. Derzeit stammt gut die Hälfte der Flüchtlinge aus Syrien, Irak, Afghanistan. Menschen aus diesen Herkunftsländern haben eine größere Chance, in Österreich Asyl oder subsidiären Schutz zu bekommen – also das Recht, nicht in Kriegsgebiete abgeschoben zu werden.
4) Falsch ist: AsylwerberInnen werden häufiger straffällig.
Fakt ist: Es gibt keinen Hinweis darauf, dass AsylwerberInnen öfter Straftaten begehen. Im Jahr 2014 waren von 255.815 Beschuldigten 10.416 Menschen mit einem laufenden Asylverfahren. Diese Statistik ist allerdings nur bedingt aussagekräftig, da sie weder erfasst, ob eine Person mehrfach angezeigt wurde, noch, ob die Angezeigten verurteilt wurden. An Orten wo viele AsylwerberInnen untergebracht sind, z.B. Traiskirchen, ist kein Anstieg strafbarer Handlungen zu beobachten.
5) Falsch ist: Österreich nimmt die meisten Flüchtlinge auf.
Fakt ist: Andere EU-Staaten nehmen mehr Flüchtlinge auf als Österreich. Betrachtet man die Asylanträge, lag Österreich innerhalb der EU zuletzt auf Platz 5. Die mit Abstand meisten Anträge werden innerhalb der EU in Deutschland gestellt, gefolgt von Ungarn, Frankreich und Italien. Rechnet man die Flüchtlingszahlen in Verhältnis zur Bevölkerung, hat Ungarn ähnlich viele AsylwerberInnen wie Österreich. Die meisten Flüchtlinge befinden sich aber nicht in einzelnen EU-Ländern. Die Türkei hat bei einer EinwohnerInnenzahl von 78 Millionen Menschen seit 2011 nach UNHCR-Schätzungen 2 Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Im Libanon, wo etwa 6 Millionen Menschen leben, waren es, ebenfalls nach UNHCR-Schätzungen, 1,2 Millionen Flüchtlinge.
6) Falsch ist: AsylwerberInnen nehmen „uns“ Arbeitsplätze weg.
Fakt ist: AsylwerberInnen dürfen nur 110 Euro monatlich dazuverdienen. Andernfalls verlieren sie Grundversorgung und Krankenversicherung. Konkret gibt es nur folgende Arbeitsmöglichkeiten: Jugendliche bis 25 Jahre dürfen eine Lehre in Mangelberufen absolvieren; AsylwerberInnen dürfen im Quartier aushelfen; sie dürfen als ZeitungsausträgerInnen oder KolporteurInnen arbeiten; weiters dürfen sie für das Gemeinwohl tätig sein; und sie dürfen als SaisonarbeiterInnen in Tourismus, Land- und Forstwirtschaft tätig sein.
7) Falsch ist: Österreich kann keine Flüchtlinge mehr aufnehmen.
Fakt ist: Fünf-Punkte-Programm der Bundesregierung bringt Fairness und Entlastung. Konkret enthält das Programm neben dem Anstreben gemeinsamer europäischer Lösungen die Möglichkeit der Ersatzvornahme durch den Bund, wenn Länder, Bezirke und Gemeinden Richtwerte nicht erfüllen (pro Gemeinde soll als Richtwert eine Unterbringungsquote von ein bis zwei Prozent der Bevölkerung gelten). Derzeit erfüllen nur die Bundesländer Wien, Niederösterreich und Vorarlberg die vorgegebenen Quoten.
8) Falsch ist: In Traiskirchen befinden sich IS-Terroristen.
Fakt ist: Es gibt keine Indizien dafür, dass unter den Flüchtlingen IS-Kämpfer sind. Dem bisher einzigen Verdachtsfall wurde von der Staatsanwaltschaft nachgegangen. Er hat sich nicht erhärtet.
9) Falsch ist: Flüchtlinge randalieren in den Lagern.
Fakt ist: „Aufstände“ hat es nicht gegeben. Medienberichten zufolge soll es in einem Flüchtlingslager zu Randalen und Essensschlachten gekommen sein. Tatsächlich handelte es sich in diesem Fall um einen geistig verwirrten Mann, der mit Selbstmord drohte und drei bis vier Menschen, die protestiert und ihr Essen zu Boden geworfen haben. Aufstände gab es nirgends. Leider kam es in Traiskirchen in letzter Zeit vermehrt zu Schlägereien der Flüchtlinge untereinander. In dem überbelegten Lager, wo traumatisierte Menschen auch bei größter Hitze zusammengepfercht in Zelten oder sogar im Freien leben, kochen die Gemüter schneller hoch und Streit eskaliert leicht. Eine Entlastung des Lagers und eine faire Verteilung der AsylwerberInnen auf die Bundesländer wäre hier die sinnvollste Lösung.
10) Falsch ist: Aufnahmelager in Nordafrika wären die bessere Lösung.
Fakt ist: Asylanträge aus dem Ausland sind rechtlich nicht möglich. Wer in Österreich Asyl beantragen will, kann das nur im Inland tun. Außerdem ist die politische Situation in den meisten nordafrikanischen Staaten derzeit instabil. Es gibt Unruhen, bewaffnete Auseinandersetzungen und Terroranschläge. Es ist fraglich, ob dort die notwendigen Sicherheitsstandards zur Beherbergung von Flüchtlingen gewährleistet werden könnten.