Wie kann es sein, dass Strom aus Wasserkraft, Wind- oder Solaranlagen gleich teuer ist wie elektrische Energie, die zu horrenden Kosten etwa in Gaskraftwerken produziert wird. "Irgendetwas ist faul", sagen viele. Dass es so ist, wie es ist, hat mit der sogenannten Merit-Order und der gleichnamigen Kurve zu tun.
Die Merit-Order ist ein Mechanismus zur Preisbestimmung, der sich schon bei Rohstoffen wie Getreide, Kakao oder Zucker bewährt hat, die wie der Strom auf Börsen gehandelt werden.
Strom aber ist keine Ware wie jede andere. Angebot und Nachfrage müssen zu jeder Stunde, zu jeder Minute und Sekunde gleich hoch sein. Weicht die Frequenz im Netz von den normierten 50 Hertz auch nur minimal ab, können sensible elektronische Geräte beschädigt werden. Kommt es zu einem größeren Frequenzabfall, weil zu wenig Strom im Netz ist, bricht der Laden zusammen. Dasselbe gilt, wenn zu viel Strom auf zu wenig Nachfrage trifft.
Um das zu vermeiden, wurde ein Verfahren gesucht, mit dem die Versorgungssicherheit jederzeit gewährleistet wird, Haushalte wie Industrie durch Wettbewerb unter Kraftwerksbetreibern aber dennoch zu möglichst günstigem Strom kommen. 20 Jahre ab Liberalisierung der Strommärkte, die um die Jahrtausendwende erfolgt ist, hat das auch gut funktioniert.
Mit der Explosion der Gaspreise ist das Merit-Order-System, wonach zuerst die billigsten Kraftwerke ans Netz gehen und dann Zug um Zug die teureren an die Reihe kommen, aber an Grenzen gestoßen. Das letzte, zur Deckung des Strombedarfs gerade noch notwendige Kraftwerk, das definitionsgemäß auch das Teuerste ist, setzt nämlich den Preis für alle anderen.
Für eine Gaspreisbremse wie in Spanien hat sich bei früherer Gelegenheit schon Ex-Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) ausgesprochen, weil damit der Strompreisanstieg gedämpft werden könne. Durch Abschöpfung von Zufallsgewinnen, wie sie etwa Verbund und OMV erzielen, könne man das finanzieren.
zum vollständigen Artikel inkl. Interview mit Christian Kern: https://www.derstandard.at/story/2000138406762/wie-der-strompreis-entsteht-und-was-sich-ammerit-order-system?xing_share=news