Die gemeinsame Sprache in Wien ist Deutsch, daran zweifelt niemand. Sie ist die Basis für die Verständigung im Alltag und eröffnet jeder und jedem Einzelnen die Möglichkeit, sich einzubringen. In die Deutschförderung zu investieren ist eine Frage der Gerechtigkeit.
Klar ist aber auch, dass Wien eine Stadt der Vielfalt ist. Das spiegelt sich auch in der Vielzahl von 250 Sprachen wider, die in Wien gesprochen werden. Diese Mehrsprachigkeit verstehen wir als Chance und Potential in unserer globalisierten Welt.
Für uns ist Sprachförderung keine Frage von Entweder-Oder, sondern von Sowohl-als-Auch. Gute Kenntnisse der Muttersprache sind für das Erlernen jeder weiteren Sprache zentral. Das wissen wir und fördern daher beides, das Erlernen und Festigen der gemeinsamen Sprache und die Mehrsprachigkeit.
Wiener Sprachförderung im Detail
Sprachkompetenz ist eine Schlüsselkompetenz, mit der Förderung kann daher nicht früh genug gestartet werden. Lesen, Schreiben, Verstehen und Sprechen einer Sprache ist für Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zentral. Die Stadt Wien bietet daher umfassende, auf die einzelnen Bedürfnisse abgestimmte Angebote zur Sprachförderung an.
Kindergarten und Vorschule
Sprachförderung spielt in Wien bereits im Kindergarten eine wichtige Rolle: So hat die Stadt schon 2008 das sogenannte "1+1-Fördermodell" eingeführt. Dabei wurden Kinder ein Jahr vor Schuleintritt im Hinblick auf ihre Schulreife – also auf Sprache, soziale Kompetenz und Motorik – gescreent und bei Bedarf im Kindergarten zusätzlich gefördert. Mit der Einführung des verpflichtenden Kindergartenjahres im Herbst 2010 wurde dieses Modell weiterentwickelt: Es werden nun alle Kindergartenkinder vor Beginn ihres letzten verpflichtenden Jahres automatisch gescreent und neu eintretende Kinder im Rahmen eines Nachscreenings im Herbst erfasst.
Im Kindergartenjahr 2014/15 sind neben KindergartenpädagogInnen zusätzlich 120 SprachförderassistenInnen im Einsatz. Im Jahr 2014 wurden an rund 860 städtischen und privaten Standorten Sprachstandsfeststellungen durchgeführt; derzeit erhalten insgesamt 4.900 Kinder Sprachförderung.
Im Februar 2015 konnten wir uns mit dem Bund auf eine Weiterführung der 15a-Vereinbarung zur sprachlichen Frühförderung einigen. Infolgedessen werden die Mittel für die sprachliche Frühförderung erhöht. Auf Wien entfallen 15 Mio. Euro bis zum Kindergartenjahr 2017/18, damit schaffen wir auf Basis der positiven Erfahrungen der letzten Jahre eine Verdoppelung der SprachförderassistenInnen von 120 auf 240 in der ganzen Stadt.
Pflichtschule
In Wiens Schulen wird verantwortungsbewusst mit Sprache umgegangen. Das betrifft den Unterricht, aber auch die Pausen, in denen es SchülerInnen nicht vorgeschrieben ist, in welcher Sprache sie kommunizieren müssen. Natürlich bieten wir ein umfassendes Angebot an Sprachförderung für alle Kinder, die sie benötigen. Dies nicht allein für SchulanfängerInnen, sondern selbstverständlich auch für ältere Kinder und SeiteneinsteigerInnen. Die Sprachförderkurse in der Volksschule sowie in der Haupt- und Polytechnischen Schule, aber auch die nur in Wien angebotenen „Neu in Wien“-Kurse bieten eine intensive Förderung für Kinder, die der Unterrichtssprache Deutsch nicht ausreichend folgen können.
Fakten Sprache in der Schule:
· In Wiens Volksschulen unterrichten 303 LehrerInnen in 11 Stunden pro Woche 4462 SchülerInnen in Sprachförderkursen.
· In Wiens Neuen Mittelschulen und Polytechnischen Schulen unterrichten 83 LehrerInnen in 11 Stunden pro Woche 1078 SchülerInnen in Sprachförderkursen.
· In 18 Sprachen erhalten ca. 16.000 SchülerInnen von 223 LehrerInnen muttersprachlichen Unterricht.
· 344 SeiteneinsteigerInnen und Neuankömmlinge an 23 Standorten erhalten an Wiens Schulen einen Sprachförderkurs, der bis zu 270 Stunden lang dauert.
· Auch an Wiens höheren Schulen fördern wir die Sprachkompetenzen. An 90 AHS Standorten gibt es ca. 500 Wochenstunden Deutsch als Zweit- bzw. Fremdsprache.
· In den Berufsbildenden mittleren und höheren Schulen gibt es Sprachförderung in der 9. Schulstufe nach einem Sprach-Diagnosetest.
Außerschulisches Angebot für Kinder/Jugendliche
- Muttersprachliche LesepatInnen
Die LesepatInnen, ein Modell des Wiener Stadtschulrats, unterstützen an Wiener Schulen Kinder beim Lesen. Angelehnt an dieses Modell wurden die Muttersprachlichen LesepatInnen entwickelt. Das ist insofern wichtig, weil Studien zeigen, dass gute Kenntnisse der Muttersprache das Erlernen jeder weiteren Sprache begünstigen. Aktuell sind 31 muttersprachliche LesepatInnen in 14 Schulen und 2 Kindergärten im Einsatz.
- Angebote bei Interface Wien
· Sowieso Mehr!
Sowieso Mehr! sind Deutschkurse mit begleitender Unterstützung in anderen Fächern während des Schulsemesters. Dieses Angebot steht Wiener Kindern von 11 bis 14 Jahren in außerschulischen Einrichtungen der Stadt Wien zweimal pro Woche zu jeweils zwei Stunden im Gesamtausmaß von 1056 Unterrichtseinheiten zur Verfügung.
· Sowieso Mehr! Dein Wien. Sprache lernen mit Spiel und Spaß.
Jedes Jahr haben 1000 Kinder zwischen 6 und 14 Jahren in den Sommermonaten die Möglichkeit ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. Sowieso mehr! ist dabei aber mehr als ein Deutschkurs. Über das Deutschlernen hinausgehend bietet Sowieso mehr! am Nachmittag ein buntes Freizeit- und Sportprogramm an.
· Lernhilfe
An Wiener Schulen werden Kinder zwischen 6 und 12 Jahren in insgesamt 50 Lerngruppen zweimal pro Woche jeweils zwei Stunden bei ihrem Spracherwerb durch Festigung ihres Lernstoffes gefördert.
· B1-Kurse für SchülerInnen
Jugendliche werden in ihren Deutschkenntnissen gefördert, um einen positiven Schulabschluss in einer weiterführenden Schule zu ermöglichen (insgesamt 2.800 UE).
· Deutschkurse für Jugendliche
Dieses Angebot ist für Jugendliche, die mit einer abgeschlossenen Schulbildung aus ihren Herkunftsländern zuwandern und raschen Deutscherwerb benötigen (1.000 UE).
· Jugendbildungswerkstatt (im Rahmen der Basisbildung)
Jugendliche mit Migrationshintergrund im Alter zwischen 15 und 21 Jahren erhalten ein umfangreiches Angebot an Basisbildungs- und Deutschkursen mit integrierter Sozial-, Bildungs- und Berufsberatung (5.200 UE).
· Jugend College
Das Projekt Jugend College richtet sich ausschließlich an Jugendliche mit Zugang zum Arbeitsmarkt und umfasst Sprachkurse für neu zugewanderte Jugendliche mit integriertem Bildungs- und Berufsorientierungstraining, EDV-Training und proaktiver Lehr- und Arbeitsstellensuche bzw. weiterführender Schullaufbahnvermittlung. (2800 UE)
- Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene an den Wiener Volkshochschulen (großteils im Rahmen der Basisbildung)
· Basisbildung für jugendliche MigrantInnen
Für Jugendliche MigrantInnen, die nicht mehr der Schulpflicht unterliegen, erst relativ kurz in Österreich sind und nicht über ausreichende Deutschkompetenzen verfügen sowie eine grundsätzliche Integration in das österreichische Bildungs-/Ausbildungssystem benötigen.
· JUBIZ
Kurse für Jugendliche und junge Erwachsene, die bereits Kenntnisse in Deutsch auf dem Niveau A2 vorweisen können und die das Niveau B1 erreichen wollen.
· Lernhilfe für Romakinder
Viele Kinder der Romanes-Sprachgruppe verfügen über gute Deutschkenntnisse, weisen jedoch nur geringe Schulerfolge auf. In dieser Maßnahme sollen Kinder und Jugendliche nicht nur dabei unterstützt werden, den Lernstoff besser zu verstehen, sondern auch Arbeits- und Lerntechniken zu erlernen.
· Förderung 2.0
An den Volksschulen läuft die Wiener Gratis-Nachhilfe „Förderung 2.0“ bereits seit Herbst 2014, an den neuen Mittelschulen und AHS-Unterstufen ist sie im Februar 2015 gestartet. Wien nimmt für diese Maßnahme rund 20 Mio Euro pro Jahr in die Hand. Neu ist außerdem, dass an den Volksschulen inhaltlich auch alternative Lernstunden angeboten werden sowie ein zusätzliches offenes Lernangebot an den Standorten der Wiener Volkshochschulen zur Verfügung steht.
An allen 220 öffentlichen Volksschulen – konkret in 2.462 Klassen – finden Förderkurse statt, an denen über 15.000 SchülerInnen teilnehmen. Neben den rund 200 Kursen in Deutsch als Zweitsprache, werden rund 600 Kurse im Bereich Deutsch/Lesen und rund 360 Kurse in Mathematik angeboten. Zirka 400 Kurse finden in den Bereichen Aufgabenbetreuung und allgemeine Lernhilfe statt.
Angebote für Erwachsene
- Basisbildung
Zielgruppe der Basisbildung sind Menschen mit grundlegendem Bildungsbedarf in den Bereichen sprachlicher Kompetenzen (Schreiben, Lesen, Sprechen in der Landessprache), Literarisierung, grundlegender Rechenkompetenzen und anderer Schlüsselkompetenzen. Begleitend werden Bildungsberatung sowie Lernberatung und –begleitung angeboten.
In der letzten Programmperiode standen vor allem Frauen und Jugendliche (bei Interface Wien, VHS) im Fokus der geförderten Basisbildungsmaßnahmen, ab Juli 2015 sollen neben den bestehenden Angeboten aufgrund der Bedarfslage Maßnahmen für Männer ausgeweitet werden.
Angebote im Rahmen der Basisbildung sind u.a. Alphabetisierungskurse, Mama-Lernt-Deutsch-Kurse, Frauencollege, Frauenkurse bei Frauenvereinen sowie die bereits oben erwähnten Maßnahmen für Jugendliche und junge Erwachsene.
Für das Jahr 2015 sind im Rahmen der Basisbildung folgende Kursplätze vorgesehen:
1.500 Kursplätze für Jugendliche (davon ca. 600 für Mädchen und junge Frauen)
3.000 Kursplätze für Erwachsene (davon ca. 2.000 für Frauen)
- Sprachgutscheine
Die Wiener Sprachgutscheine erhalten NeuzuwanderInnen im Rahmen von StartWien. Jeder Sprachgutschein kann nach Besuch eines Informationsmoduls (insgesamt 9 integrationsrelevante Themen zur Auswahl) bei einem vom Österreichischen Integrationsfonds zertifizierten Kursträger eingelöst werden. Die Gutscheine werden von etwa 30 Kursträgern mit der MA 17 abgerechnet.
Durchschnittlich erhalten etwa 3.300 Personen jährlich die Wiener Sprachgutscheine.
- WAFF
Der waff (Beratungszentrum für Beruf und Weiterbildung) fördert Maßnahmen des Deutschlernens im Zusammenhang mit beruflicher Weiterbildung. Konkrete Maßnahmen: WeiterbildungsTausender, BildungsKonto, Programm FRECH - Frauen ergreifen Chancen, Programm Karenz und Wiedereinstieg sowie der Beratungsstelle „Perspektive“ (Asylberechtigte)
- AMS
Insgesamt 21.000 Kursplätze bietet das AMS Wien an. Die Angebote werden dabei nach Bildungsniveau und Berufswunsch differenziert. Clearing und Einstufung der Zentralen Bildungs- und Beratungseinheit (VHS) garantieren, das jede Person den richtigen Deutschkurs besucht.