Kongress: Gutes Leben für alle vom neunten bis elften Februar 2017
Gutes Leben für alle braucht eine andere Globalisierung.
Im Zentrum der aktuellen Globalisierung steht die Schaffung eines globalen Marktes und Spielregeln für einen einheitlichen Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr, die große Marktteilnehmer bevorzugt. Sie ermöglicht einigen wenigen ein gutes Leben. Globale Finanzmärkte und Handelsabkommen wie TTIP zerstören die Vielfalt wirtschaftlicher Aktivitäten und Institutionen, sind indifferent gegenüber Klimakatastrophen und untergraben politische Handlungsspielräume. Diese neoliberal dominierte Globalisierung hat in den letzten Jahren reaktionären Kräften Auftrieb gegeben, die nicht so sehr Freihandel ablehnen, sondern vor allem universelle Menschenrechte mit konsequentem Minderheitenschutz, globaler kulturellen Austausch und die gemeinsame Sorge um den Planeten.
Doch dieses reaktionäre Gedankengut ist nicht die einzige Antwort auf das Scheitern der neoliberalen Globalisierung. Wiewohl ein gutes Leben für alle mit der neoliberalen Globalisierung nicht vereinbar ist und daher in koordinierter Weise in einzelnen Wirtschaftsbereichen eine Deglobalisierung notwendig ist, muss die globale Zusammenarbeit gestärkt werden. Auf Basis einer heimatverbundenen Weltoffenheit sollen emanzipatorische Aspekte der Globalisierung beibehalten und erweitert werden, zugleich aber durch Deglobalisierung Demokratie von unten gestärkt und die Handlungsspielräume von Finanzmärkten und Konzernen eingeschränkt werden. Nur so können sich Städte und Regionen von einem wirtschaftspolitischen Korsett befreien, das ihre finanziellen und regulatorischen Spielräume einschränkt.
Steigende Arbeitslosigkeit wurde lange durch mehr Wachstum bekämpft. Angesichts von Klimawandel, digitalem Wandel und wachsender sozialer Ungleichheit bieten Wachstumsstrategien allerdings schon länger keine Lösungen mehr. Deshalb rückt die Frage, wie wir arbeiten und leben wollen und wofür wir unsere Zeit verwenden, in den Vordergrund.
Während bezahlte und gute Erwerbsarbeit in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit zunehmend seltener wird, wäre Versorgungs- und Fürsorgearbeit fast unbegrenzt ausweitbar. Doch unter den gegenwärtigen Bedingungen wird die Ungleichheit zwischen Frauen und Männern immer größer. Auch bekommen neue Finanzierungsformen für unsere sozialen Sicherungssysteme immer höhere Bedeutung, denn soziale Absicherung ist entscheidend für eine selbstbestimmte Zeitgestaltung.
Europäische Städte befinden sich im Wandel: Investoren bestimmen zunehmend nicht nur das Bild der Stadt; sie lenken auch die Richtung der Transformation, weil sie „entwickeln“, wo der Stadtverwaltung das Geld fehlt. Der Fiskalpakt macht teure Private-Public-Partnerships und auch städtebaulichen Verträge attraktiv. Investoren werden so zu den wahren Stadtentwicklern – im Interesse eines kaufkräftigen Publikums. Doch florieren Städte als Gemeinwesen nur, wenn sie von allen BewohnerInnen gestaltet werden. Städte leben von Menschen, die sich engagieren, in Nachbarschaftshilfeprojekten, der Flüchtlingshilfe, Altenpflege, lokalen Kulturinitiativen und sozialen Innovationen kooperativen Wirtschaften.
Am Kongress Gutes Leben für alle gibt es Podiumsdiskussionen, Workshops, Debattenräume und Exkursionen. Die TeilnehmerInnenzahl bei den Workshops und Exkursionen ist begrenzt, daher muss man sich anmelden.