Causa Prima CDU (mit starken Parallelen zu den Türkisen)
Bei der Union brennt die Hütte: Es geht nicht nur um Korruption - sondern ums Kanzleramt
Bislang ist die Union davon ausgegangen, dass die Nachfolge von Angela Merkel für sie zum Selbstläufer werden würde. Jetzt haben die beiden potentiellen Kanzlerkandidaten Laschet und Söder im Falle Nüßlein und Löbel zwar umgehend die Notbremse gezogen. Doch am Ende dürfte es um nichts Geringeres gehen als das Bundeskanzleramt.
Es gehe nicht um Einzelfälle, persönliche Fehltritte. Die Union habe ein „strukturelles und moralisches Problem“, sagt Parteichef Robert Habeck. Anscheinend sei in Vergessenheit geraten, dass Abgeordnete und Minister dem Wohle des Volkes verpflichtet seien, nicht dem eigenen. „Damit offenbart sich bei CDU und CSU ein krudes Verständnis von Macht, das das Vertrauen in die Integrität der demokratischen Institutionen beschädigt“.
Habecks Co-Vorsitzende Annalena Baerbock spricht von „Schwarzem Filz“ und ruft damit rhetorisch die großen Spendenaffären der CDU von der Jahrtausendwende in Erinnerung. Sie zieht die Linie in die unmittelbare Gegenwart: Die CDU habe schließlich den mecklenburg-vorpommerschen Abgeordneten Philipp Amthor trotz Lobbyismus-Vorwürfen zum Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl aufgestellt. Vor kurzem hatte Baerbock noch gesagt, die CDU habe „kein Abo aufs Kanzleramt“.
Jahrelang hat sich Union gegen schärfere Transparenzregeln für Abgeordnete gewehrt
Inzwischen stellt sich auch die Frage, ob die Skandale nicht auf Transparenz-Defizite in der Politik zurückzuführen sind. Die Organisation Abgeordnetenwatch spricht darum von einem „Skandal mit Ansage“. Nun soll es zwar ein „Lobbyregister“ geben, aber das hat unverkennbar Lücken. Jahrelang hat sich die Union schließlich gegen schärfere Transparenzregeln für Abgeordnete gewehrt. Fällt ihr dies jetzt auf die Füße?
Ins Zwielicht geraten sind inzwischen auch wieder die Regeln für Parteispenden – und zwar über ein Abendessen, an dem der Bundesgesundheitsminister teilgenommen hatte. Gönner von Jens Spahn sollten 9999 Euro spenden. Von 10.000 Euro an müssen die Namen der Spender veröffentlicht werden. Auch die Masken-Affäre geht an Spahn nicht ganz vorüber. Sein Ministerium hatte im letzten Frühjahr in seiner Maskennot das Verfahren ersonnen, das darauf nicht nur, wie der Spiegel schreibt, „ehrbare Kaufleute“ anzog, sondern auch Glücksritter aller Art.
FOCUS-Online-Korrespondent Ulrich Reitz Dienstag, 09.03.2021, 08:34
https://www.focus.de/politik/analyse-von-ulrich-reitz-union-in-der-krise-ploetzlich-riecht-es-nach-machtwechsel_id_13059384.html
Tuesday, March 9, 2021 8:35:00 PM
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