Mythen & Fakten zum Thema Asyl - römisch III
Mythen und Fakten zum Thema Asyl - III | Sozialdemokratische Partei Österreichs
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1) Falsch ist: Europa trägt die Hauptlast bei der Bewältigung der Flüchtlingsströme.
Fakt ist: Von vier Mio. syrischen Flüchtlingen kamen 300.000 nach Europa. Laut UNHCR befinden sich weltweit 60. Mio. Menschen auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung – so viele wie noch nie. Die meisten flüchten dabei nicht nach Europa. Von den mehr als vier Millionen Syrern, die aufgrund des Bürgerkriegs ihr Land verlassen mussten, leben über eine halbe Million in Jordanien, mehr als eine Million im Libanon (bei 4,4 Mio. EinwohnerInnen) und mehr als zwei Millionen in der Türkei, in Europa dagegen nur knapp 300.000. Die EU mit über 500 Mio. Einwohnern muss es schaffen, einige hunderttausend Flüchtlinge auf 28 Länder gerecht zu verteilen.
2) Falsch ist: Die meisten Neuankömmlinge sind Wirtschaftsflüchtlinge.
Fakt ist: Fast alle Flüchtlinge, die derzeit in Europa eintreffen, stammen aus Bürgerkriegsländern. Die meisten Menschen kommen aus Syrien und dem Irak sowie aus Afghanistan. Sieben von zehn Menschen, die heuer per Boot über das Mittelmeer nach Europa kamen, waren laut UNHCR Syrer. Weitere 22 Prozent stammen aus Afghanistan und Pakistan, wo islamistische Taliban-Aufständische gegen die Regierung kämpfen.
3) Falsch ist: Viele Wirtschaftsflüchtlinge geben sich als Syrer aus, um Asyl zu bekommen.
Fakt ist: Dokumente und Angaben der Asylwerber werden genauestens überprüft. Der renommierte Verfassungsschützer Peter Gridling erklärt, dass dieses Gerücht bekannt ist, aber AsylwerberInnen genau überprüft würden. Dokumente werden auf Fälschungen kontrolliert und Dolmetscher helfen zu eruieren, ob die Angaben der Asylwerber stimmen, etwa, ob Sprache und Dialekt zu den Angaben passen.
4) Falsch ist: Mit den Flüchtlingen kommen auch IS-Terroristen zu uns.
Fakt ist: Es gibt in Österreich keinen einzigen dokumentierten Fall eines IS-Kämpfers unter den Flüchtlingen. Laut Bundesamt für Verfassungsschutz ist es unwahrscheinlich, dass sich Terroristen unter den Flüchtlingen befinden. Sie würden Gefahr laufen, die Reise nach Europa nicht zu überleben. Außerdem würden sich die IS-Kämpfer unter Menschen mischen, die vor ihnen flüchten. Sie könnten von den Flüchtenden also als Terroristen entlarvt werden.
5) Falsch ist: SP- und VP-Gemeinden nehmen gleichermaßen Flüchtlinge auf.
Fakt ist: SPÖ-geführte Gemeinden stellen deutlich mehr Quartiere bereit. Seit Juni ist die Quote der Gemeinden, die Quartiere geschaffen haben, von 33 auf 41 Prozent gestiegen (854 von 2.100 Gemeinden). In 51 Prozent aller SPÖ-Gemeinden sind Asylwerber, jedoch nur in 38 Prozent aller VP-Gemeinden. Auch in Relation zur Bevölkerung nehmen SPÖ-Gemeinden mehr Flüchtlinge auf. In Orten mit sozialdemokratischem Ortschef leben 4,2 Millionen Personen. Dort sind auch 27.425 Flüchtlinge untergebracht. Das entspricht 0,65 Asylwerbern pro 100 Einwohner. In ÖVP-Gemeinden machen Asylwerber ingesamt 0,47 Prozent der Bevölkerung aus.
6) Falsch ist: Wir wären besser dran, einen Grenzzaun um Österreich zu ziehen.
Fakt ist: Ein Grenzzaum wäre teuer und sinnlos. Ein Grenzzaun wie in der spanischen Enklave Melilla mit mehreren Zaunreihen, einer Höhe von ca. 6 Metern mit Nato-Stacheldraht, Wachtürmen, Scheinwerfern, Bewegungsmeldern, Stolperdrähten und Infrarotkameras kostet rund fünf Mio. Euro pro Kilometer. Bei einer Staatsgrenze mit einer Länge von 2.706 km würde ein solcher Zaun Österreich 13,5 Milliarden Euro kosten. Selbst ein einfacher Stacheldrahtzaun würde rund 250 Millionen Euro kosten.
7) Falsch ist: Europa musste noch nie mit so großen Flüchtlingsströmen fertig werden.
Fakt ist: Es sind viele größere Flüchtlingsströme über Europa gezogen als heute. Allein Österreich hatte seit 1945 mehr als zwei Millionen Flüchtlinge. Davon sind fast 700.000 geblieben. Die erste Flüchtlingswelle der zweiten Republik waren dabei die etwa 1,4 Millionen Volksdeutschen. Die Ungarnkrise 1956/57 brachte 180.000 Flüchtlinge; 162.000 geflohene Tschechen und Slowaken bewältigte Österreich 1968, 150.000 Polen 1981. Etwa 90.000 Menschen flohen im Zuge der Jugoslawienkriege (1990er Jahre) nach Österreich.
8) Falsch ist: Viele Flüchtlinge kommen nicht direkt aus Syrien, sondern aus Lagern in den Nachbarländern.
Fakt ist: Die meisten Flüchtlinge, die aktuell in Europa ankommen, sind direkt aus Syrien geflohen. Dass der Syrienkonflikt schlimmer ist denn je, zeigt sich nach Ansicht des UNHCR daran, dass erstmals Frauen und kleine Kinder in großer Zahl eintreffen. Sie machen bereits mehr als ein Drittel der Flüchtlinge aus. Und: Auch syrische Flüchtlinge, die aus Flüchtlingscamps aus dem Libanon oder aus Jordanien kommen, gelten in der Regel als Kriegsflüchtlinge – weil sie in Syrien verfolgt wurden und das Camp „nur ein Zwischenaufenthalt war“. Jeder Fall wird einzeln geprüft.
9) Falsch ist: Flüchtlinge wären auch in Ungarn in Sicherheit.
Fakt ist: Österreich sieht Ungarn nicht mehr als sicheren Drittstaat an. Der Umgang Ungarns mit Flüchtlingen steht in der Kritik. Zum Beispiel hat die Polizei Tränengas gegen Flüchtlinge eingesetzt. Der österreichische Verwaltungsgerichtshof hält Ungarn nicht für einen sicheren Drittstaat. Bundeskanzler Werner Faymann setzt sich für einheitliche Standards bei der Behandlung von Flüchtlingen und für eine EU-Quote ein.
10) Falsch ist: Die Syrer sollten lieber ihr Land wiederaufbauen anstatt zu fliehen.
Fakt ist: In Syrien gibt es in naher Zukunft keine Sicherheit. Der Konflikt wird sogar immer unübersichtlicher: Das Regime von Präsident Bashar al-Assad kämpft nicht nur gegen zahlreiche Rebellengruppen und die Terrormiliz Islamischer Staat (IS), sondern auch gegen deren Rivalen, der mit Al-Kaida verbündeten Al-Nusra-Front. Zugleich kämpfen im Norden des Landes kurdische Rebellen, die einen eigenen Staat wollen. Selbst im Zentrum der Hauptstadt Damaskus, Hochburg des Assad-Regimes, vergeht kaum ein Tag ohne Beschuss.